Die kleine Stadt Pulsnitz befindet sich in Sachsen im Landkreis Bautzen am westlichen Rand der Oberlausitz gelegen. In der Nähe liegt Kamenz und auch die Landeshauptstadt Dresden ist nicht weit entfernt. Pulsnitz ist für seine Pfefferkuchen weithin bekannt, nicht nur in der Region. Dabei gibt es natürlich nicht nur eine Sorte Pfefferkuchen, sondern eine Vielzahl, wie beispielsweise die Pulsnitzer Spitzen. Dabei handelt es sich um leckere Lebkuchen, die mit verschiedenen Konfitüren gefüllt sind.
Städtchen mit langer Tradition
- Die erste urkundliche Erwähnung der kleinen Stadt Pulsnitz erfolgte im Mai 1225. Damals hieß sie Polseniz. Schon davor befand sich dort eine kleine sorbische Siedlung um eine Wasserburg., die im Jahr 1355 das Marktrecht erhielt. Kaiser Karl IV. verlieh ihr 1375 Stadtrechte.
- Die Hussiten verwüsteten Anfang des 15. Jahrhunderts die Oberlausitz. Davon blieb auch Pulsnitz nicht verschont. 1429 fielen sie nicht zum ersten Mal in der Stadt ein. Pulsnitz versuchte sich mit einer der ältesten bäuerlichen Befestigungsanlagen, der Perfert, zur Wehr zu setzen.
- Um 1500 begannen die Pulsnitzer ihr Rathaus zu bauen. Reste davon sind noch heute im Ratskellergebäude vorhanden. Pulsnitzer Bäcker erhielten 1558 zum ersten Mal das Recht, Pfefferkuchen zu backen.
Pulsnitzer Stadtmuseum
Noch heute zeugt das Stadtmuseum Pulsnitz von der Entstehungsgeschichte der Stadt und den Anfängen der Pfefferküchlerei in Pulsnitz. Im Fabrikgebäude der Bandindustrie befindet sich heute das Stadtmuseum. Neben der Dauerausstellung zum traditionellen Handwerk des Pfefferkuchenbackens gibt es noch weitere traditionelle Handwerke in der Stadt: Blaudrucke, Weberei und Töpferei.
In der Weberstube sind historische Maschinen zu sehen. Die Ausstellung für Blaudrucke lädt zum Mitmachen ein. Jeder hat die Möglichkeit, selbst Blaudrucke herzustellen. In einem historischen Fotosalon sind nicht nur die drei bekanntesten Söhne der Stadt, Kühn, Rietschel und Ziegenbalg, zu sehen. Neben der Dauerausstellung finden jedes Jahr auch zwei Sonderausstellungen statt.
Das Pfefferkuchenmuseum
Im Pfefferkuchenmuseum können Besucher sehen, wie eine Pfefferküchlerei mit Handausstattung und Maschinenbetrieb um etwa 1900 ausgesehen hat. Schon seit 1558 haben Pulsnitzer Bäcker das Privileg, Pfefferkuchen zu backen. Noch heute gibt es in Pulsnitz acht private Unternehmen und eine GmbH, die sich der traditionellen Pfefferküchlerei verschrieben haben.
Jede Pfefferküchlerei hat ihre ganz eigenen Rezepte, deren Zutaten und Zubereitung stets als Geheimnis an die nächste Generation weitergegeben werden. Eine Mischung aus verschiedenen Gewürzen macht die Lebkuchen so einzigartig. Doch überraschenderweise enthalten die Pfefferkuchen keinen Pfeffer. Besucher können auch im Pfefferkuchenmuseum mitmachen und selbst Pfefferkuchen backen. Führungen und Verkostungen sind nach Anmeldung möglich.
Die mittelalterliche Wehranlage Perfert
Die Wehranlage Perfert entstand um 1420. Sie war während der Hussiteneinfälle eine Zufluchtsstätte für die Bewohner von Pulsnitz und diente als Speicher. Sie ist die einzige Anlage, die noch gut erhalten ist aus dieser Zeit. In der Ausstellung ist bäuerliches Gerät aus der damaligen Zeit zu sehen. Die Pulsnitzer Touristen-Information organisiert Besichtigungen auf Anfrage. Wer die Anlage von außen sehen will, erreicht sie am besten über die Bachstraße.
Auf dem Weg zur Wehranlage können Interessierte eine Kanonenkugel bewundern, die in der Fassade des Hauses Bachstraße Nummer 24 stecken geblieben ist. Sie stammt aus den Napoleonischen Befreiungskriegen.
Rathaus am mittelalterlichen Marktplatz und Rietschel-Denkmal
Der Marktplatz steht unter Denkmalschutz und ist vollständig rekonstruiert. Das alte Rathaus mit seinem Renaissancegiebel prägt das Zentrum der Stadt Pulsnitz. Dieser Renaissancegiebel ist aus der gotischen Form des Rathauses entstanden.
Am Marktplatz finden Reisende die Touristen-Information der Stadt Pulsnitz, das Hotel Ratskeller und die historische Gaststätte der Stadt. Vor dem Rathaus steht ein Denkmal, das an einen der berühmtesten Söhne der Stadt erinnert: den Bildhauer Ernst Rietschel. Das Denkmal hat sein Schüler Gustav Kietz im Jahr 1891 erschaffen. Ernst Rietschel schuf beispielsweise das Goethe-Schiller Denkmal in Weimar.
Ein Anziehungspunkt auf dem Marktplatz ist der schöne, achteckige Marktbrunnen. Er ist aus dem Jahr 1797 und aus Sandstein gebaut. Die Brunnenschale mit vier Schlangenhälsen, die Wasser speien, ist neu gegossen. Die Vorlage dafür ist jedoch aus alter Zeit.
Westlich vom Marktplatz liegt die St.-Nicolai-Kirche, die evangelische Stadtkirche. Ursprünglich handelte es sich um einen gotischen Bau, der bereits 1473 zum ersten Mal Erwähnung fand. Sie war dem heiligen Nikolaus geweiht. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie Opfer von Brandschatzung. Der heutige Altar ist aus dem Jahr 1794. Von außen ist die Kirche im spätgotischen Stil gebaut. Im Inneren stammt sie aus der Zeit von Barock und Rokoko. Die Kanzel entstand um 1700 und hat kunsthistorischen Wert.
Die Orgel in der St.-Nicolai-Kirche haben die Orgelbauer Kohl und Mende aus Leipzig im Jahr 1852 gebaut. Sie verfügt über 26 Register, zwei Manuale und Pedal. Sie entstand in einem vorhandenen Orgelgehäuse. 1912 entstand in demselben Gehäuse eine neue Orgel mit 35 Registern, drei Manualen und Pedal. Einige Stimmen der ursprünglichen Orgel finden sich darin wieder. Die Orgel ist nach mehreren Generalüberholungen noch heute intakt.
Vor dem Schützenhaus steht die kursächsische Postmeilensäule von 1731
Im Jahr 2013 war die Postmeilensäule bei einem Unfall zu Schaden gekommen. Sie stürzte um und zerbrach in mehrere Stücke. Drei Jahre später steht sie restauriert und repariert wieder an ihrem Platz. Das ist das Verdienst der Restauratoren Holger Wehner und Matthias Thomschke aus Pulsnitz, die zusammen mit den Steinmetzen der Werkstätten für Denkmalpflege in Quedlinburg, das Denkmal wieder errichtet haben.
Zudem hat die Postmeilensäule eine neue Schrift bekommen, bei deren Erstellung die Forschungsgruppe Kursächsische Postmeilensäule ebenfalls beteiligt war. Die Restauration kostete insgesamt 30.000 Euro. Bei der Postmeilensäule auf dem Rathausplatz handelt sich nur um eine Nachbildung. Teile des Originals von 1731 sind im Rathaus von Pulsnitz ausgestellt.